Stortinget – das norwegische Parlament

Schon seit Anfang an bin ich in der Deutsch-Norwegischen Gesellschaft (Norsk-Tysk-Selskap) Mitglied. Die Gesellschaft hat das Ziel die deutsch-norwegische Freundschaft zu fördern. Sie steht allen interessierten Personen oder Organsisationen und Firmen offen. Viele der Mitglieder sind Auswanderer oder mit solchen Verheiratet. Auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie z.B. der deutsche Botschafter, Jostein Gaarder, …. sind Mitglieder oder Ehren-Mitglieder. ( http://www.norsk-tysk-selskap.com/deutsch/hauptseite.htm )

 Am 2.11. war eine andere Organisation, auch mit dem Ziel der Förderung der deutsch-norwegischen Verstændigung, zu Gast in Oslo. Die deutsch-norwegische Freundschaftsgesellschaft e.V. feierte ihr 25 jæhriges Jubilæum mit einem Tagesausflug auf der Colorline von Kiel nach Oslo und zurueck. Die 4 Std. Aufenthalt in Oslo (die Colorline Schiffe kommen um 10 Uhr an und fahren um 14 Uhr zurueck) wurden zu einem Besuch des Stortings (dem norwegischen Parlament; wortwørtlich: „Grossversammlung“) genutzt. Die Fuehrung (deutlich ausfuehrlicher und umfangreicher als normale Fuehrungen) wurde von den Vorsitzenden der beiden Gesellschaften und 2 Abgeordneten der norwegischen Arbeiderparti (Pendant zur SPD) organisiert (u.a. der Vizepræsidentin des Stortings). Dabei war auch der deutsche Botschafter Dr. Axel Berg.

Nach dem Durchgang durch die umfangreiche Sicherheitskontrolle (wie am Flughafen) ging es nach einer kurzen Begruessung in den grossen Sitzungssaal. Hier sitzen die 169 Abgeordneten. (150 werden in den Provinzen – „Fylker“ gewæhlt und die restlichen entfallen auf landesweit berechnete Ausgleichsmandate.
Anders als in anderen Parlamente sitzen die Abgeordneten hier nicht in Fraktionen zusammen, sondern geordnet nach den Heimatprovinzen. Das Storting hat die Aufgabe, Gesetze zu verabschieden, den Haushalt zu beschließen und die Arbeit der Regierung zu kontrollieren. Es existiert seit der Annahme der norwegischen Verfassung am 17. Mai 1814 in Eidsvoll und bestand auch während der bis 1905 andauernden Personalunion mit Schweden. 1884 setzte sich der Parlamentarismus durch, seitdem ist die Regierung von der Mehrheitsbildung im Storting abhängig. Dominierten zunächst die Liberalen das Parlament, stellt seit 1927 die sozialdemokratische Arbeiterpartei die größte Fraktion, von 1945 bis 1961 mit absoluter Mehrheit. Auch nach der letzten Wahl ist die AP die größte Fraktion, allerdings hat der Mitte-Konservative Block insgesamt die Mehrheit und die neue Regierung besteht aus einer Minderheitskoalition der Konservativen mit der – etwas populistisch angehauchten – Fremskrittsparti („Fortschrittspartei“) mit Duldung durch die beiden anderen Mitte-Parteien (Siehe auch Erklärungen zu den Wahlen im Artikel: „Ja, es gibt mich noch….“) .

Uns wurde ausfuehrlich der Sitzungssaal und die Ordnung erklært, wo der Kønig (einmal im Jahr zur Parlamentserøffnung) sitzt, der/die Parlamentspræsident/in, usw. Danach ging es in den kleinen Sitzungssaal in dem bis 2009 das „Lagting“ (sozusagen das Oberhaus) tagte. Durch eine Verfassungsænderung wurde die Aufteilung aufgehoben.

In der neueren Geschichte befand sich Norwegen bis 1814 in einer Personalunion mit Dænemark. Nachdem Napoleon und sein Verbuendeter Dænemark die Vølkerschlacht bei Leipzig verloren hatte und Schweden auf der Gewinnerseite war, kam es 1814 zum „Kieler Frieden“ (ich hatte davon bis zum 2.11. auch noch nichts gehørt… 😉 …) Kurz vorher hatte Norwegen 1814 versucht eigenstændig zu werden und sich durch eine Versammlung in Eidsvoll eine Verfassung gegeben. Schweden war damit nicht einverstanden und nach einem kurzen Waffengang kam es zur Personalunion mit Schweden. Allerdings musste der schwedische Kønig das neue Parlament akzeptieren.
Die ungeliebte Personalunion fuehrte dazu, dass das Parlament mit der Zeit eine starke Rolle einnahm. In den 1850er Jahren wurde dann der Plan ersonnen ein eigenes Parlamentsgebæude zu bauen. Schon kurz nach 1814 war das Storting von Eidsvoll nach Christiania (seit 1922 als Oslo bekannt) umgesiedelt und tagte in der Kathedralsschule. Das Parlament beschloss als Zeichen der Kontrolle ueber die Regierung (die damals noch vom Schwedischen Kønig ernannt wurde) das neue Gebæude in einer Sichtachse gegenueber dem Kønigspalast zu bauen. Die Erøffnung fand 1866 statt. 1905 wurde Norwegen dann unabhængig – nach einer Abstimmung mit ueberwæltigender Mehrheit fuer die Unabhængigkeit. Als Staatsform wurde die Parlamentarische Monarchie gewæhlt und neuer Kønig wurde als Haakon VII. Prinz Claus aus dem dænischen Adelshaus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Gluecksburg. Nach dessen Tod 1957 wurde sein Sohn Olav V. Kønig, der bis zu seinem Tod 1991 regierte. Seitdem ist Harald V. Kønig und ihm wird vermutlich einmal sein Sohn Haakon folgen. Dessen erstes Kind ist eine Tochter – Ingrid Alexandra – womit in einiger Zukunft Norwegen vermutlich seine erste Kønigin haben wird. Allerdings sind die Kønige bisher sehr alt geworden, dh. sie wird sich wohl noch ein bisschen gedulden muessen ;-). Dank der Volksnæhe des Kønigshauses braucht sie aber keine Angst haben, dass die Monarchie abgeschafft wird – die Zahl der Monarchiegegner ist æusserst gering.

Im Anschluss an die beiden Sitzungssäle ging es zu Kaffee, Kuchen und einigen Grussworten in den Fraktionssaal der Arbeiterpartei.

großer Sitzungssaal im Stortinget

großer Sitzungssaal im Stortinget

großer Sitzungssaal im Stortinget 2

großer Sitzungssaal im Stortinget 2

großer Sitzungssaal im Stortinget 3

großer Sitzungssaal im Stortinget 3

Blick vom großen Sitzungssaal Richtung Schloß

Blick vom großen Sitzungssaal Richtung Schloß

kleiner Sitzungssaal

kleiner Sitzungssaal

interessierte Zuhörer der Vizepräsidentin des Storting

interessierte Zuhörer der Vizepräsidentin des Storting

Grußworte bei Kaffee, Kuchen und Sekt: am Pult links Vizepräsidentin Marit Nybakk (Arbeiterpartei), deutscher Botschafter Dr. Axel Berg, dahinter Myril Sverre (Abgeordneter Arbeiterpartei), Franz Thönnes (1.Vorsitz.Deut.-Norw. Freundschaftsgesellschaft), Ralf Sedlmayr (Vorsitzender Deut.-Norw. Gesellschaft)

Grußworte bei Kaffee, Kuchen und Sekt: am Pult links Vizepräsidentin Marit Nybakk (Arbeiterpartei), deutscher Botschafter Dr. Axel Berg, dahinter Myril Sverre (Abgeordneter Arbeiterpartei), Franz Thönnes (1.Vorsitz.Deut.-Norw. Freundschaftsgesellschaft), Ralf Sedlmayr (Vorsitzender Deut.-Norw. Gesellschaft)

Storting Oslo

Storting Oslo

Und dann gab es noch ein kulturelles Highlight im November:
Der jährliche Besuch der Galerie Würth in der Nähe von Oslo stand an.

 

Die Würth-Gruppe ist eine weltweit operierende Firma, die sich vornehmlich im Großhandel mit Produkten der Befestigungs-  (Schrauben, …) und Montagetechnik spezialisiert hat. Sie wurde als Adolf Würth GmbH & Co. KG mit Sitz in Künzelsau gegründet. Sie besitzt auch eine Stiftung über welche sie im großen Umfang Kulturförderung betreibt. Dazu gehören auch Kunstgalerien an vielen Standorten, u. a. auch bei der Osloer Niederlassung. Sie unterstützt auch die Deutsch-Norwegische Gesellschaft und in diesem Rahmen gibt es jährlich einen Besuch der Gesellschaft in der Galerie mit anschließender Verköstigung.

Ausflug zur Galerie Würth

Ausflug zur Galerie Würth