Corona Einreise Quarantäne in Norwegen

Nun hat es mich doch getroffen: während ich (endlich nach 9 Monaten) meine Eltern besuchen konnte mit dem Auto ist Deutschland in Norwegens strengen Augen wieder „Rot“ geworden. Und ich musste (noch 8 Tage) mit der Einreise am Dienstag in Quarantäne. Einreise Quarantäne in NO bedeutet: möglichst zu Hause bleiben, notwendige Einkäufe kann man erledigen (es wird empfohlen Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu tragen * ), und spazieren/wandern/radeln mit Abstand ist möglich.

* Norwegen hat noch keine feste Mund-Nasen-Schutz Pflicht in ÖPNV und Geschäften wie es fast überall in Deutschland der Fall ist. Es sind bis jetzt nur „Empfehlungen“ (die allerdings besser als in D befolgt werden) für den ÖPNV.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass für mich evtl. die Ausnahmeregel gilt nach welcher Gesundheitspersonal für den reibungslosen Ablauf auf Station von der Leitung freigestellt werden kann von Quarantäne. Neben meinen Antikörpern auf SARS-COV-2 im Blut (festgestellt bei einer Mitarbeiter Studie, dazu gleich mehr), bin ich mit eigenem Auto gefahren, habe immer brav MNS getragen und war nur bei den Eltern und wenigen Freunden. Aber „dringend notwendig“ bin ich dann wohl doch nicht 🙄 😜 und meine Chefin schrieb mir letzte Woche, dass ich in Quarantäne muss. Da ich noch bei „Gelb“ gefahren bin, konnte ich mich glücklicherweise krank schreiben lassen.

Positiv auf Antikörper: Direkt vor Beginn der norwegischen Sommerferien und meinen 3 Wochen „Haupt“Urlaub bekam ich nachmittags einen Anruf vom Professor der die Studie für Mitarbeiter der Uniklinik Oslo leitet, ob ich denn mal im Winter krank gewesen sei. Mir ist nach langem Überlegen nur ein bisschen Halsschmerzen und stärkerer Husten Ende Januar eingefallen, sonst war ich seit mind. September 2019 nicht krank. Er eröffnete mir dann, dass ich positiv auf Antikörper auf SARS-COV-2 (den Corona Virus Typ der für die ganze Misere verantwortlich ist) getestet wurde, und zwar in beiden Blutproben von Anfang April und Mitte Mai (die Mund-Nasen Abstriche auf eine aktive Covid19 Erkrankung waren jeweils negativ). Das Antikörper Level sei bei 3 von 5 – was wohl ganz gut sei. Jetzt im September soll ich nochmal getestet werden um zu sehen, wie sich das Antikörper Level verändert.

Da dieser Test aber nicht mit der rt-pcr Methode möglich war hilft mir das nichts in Bezug auf Ausnahme in der Quarantäne Regelung. Bei der rt-pcr Methode kann während einer aktiven COVID19 Infektion der Virus und die Antikörper direkt im Blut nachgewiesen werden – damit dürfte ich sogar in „Rote“ Länder reisen und müsste nicht in Quarantäne bei der Rückkehr: Sprich damit gilt man (nach aktueller norwegischer Wissenschaftsannahme) als immun gegen eine erneute Erkrankung.
Mein Nachweis gibt zwar auch eine höhere Sicherheit und nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist es unwahrscheinlich erneut an dem SARS-COV-2 Virus bzw. COVID19 zu erkranken, aber halt nicht so deutlich wie bei der o.g. Methode.
Ja, es gibt Berichte in den Medien über „erneute“ Infektionen mit dem SARS-COV-2 und COVID19. Die sind aber sehr mit Vorsicht zu genießen, wenn nicht anerkannte Medizinische Publikationen dahinter stehen. A) ist die Fehlerquote bei Tests in div. Ländern erhöht. B) konnte bis jetzt bei keinem dieser (wenigen) Fälle beide Male die DNA des Virus genau verglichen werden und somit besteht die Möglichkeit, dass der Patient sich beim 2. Mal mit einer minimal Mutierten Variante angesteckt hat. Oder dass die erste Erkrankung doch noch nicht vollständig ausgeheilt war. C) Es gibt zuviele Fake News zum Thema. Haltet euch bitte an anerkannte Quellen wie das Robert-Koch-Institut (www.rki.de) oder das Folkehelse Institut in NO (www.fhi.no) und die Regierungsanordnungen und Empfehlungen zu dem Thema oder anerkannte medizinische Fachpublikationen. (die sind übrigens SELTEN auf den ersten Treffern von Dr. Google zu finden!)

Für mich fing die Quarantäne schon am CheckIn vor der Fähre in Hirtshals (Nord-Dänemark) an: „Where are you come from? Where do you live?“ war die Frage von der Dame am Schalter. Eigentlich wollte sie noch einen Wohnsitz Nachweis, den konnte ich aber auf die Schnelle nicht liefern und sie hat sich dann mit dem Ansatte (Angestellten) Nachweis vom Oslo Universitetssykehus zufrieden gegeben.
Wer also mit Wohnmobil kommt oder keinen Nachweis vom Ferienhausvermieter hat, dass er/sie 10 Tage Quarantäne an einem Ort ableisten kann könnte Probleme bei der Einreise bekommen und abgewiesen werden. Das ist auch öfters passiert bis Norwegen am 15. Juli das erste Mal die Grenzen wieder aufgemacht hat.
Ich „soll mich schnellstmöglich“ an der Rezeption melden hat sie mir noch mit auf den Weg gegeben… Dort wurde dann mir und circa 20 anderen einer der großen Konferenzräume zugewiesen, die wir bitte nicht verlassen sollten und die ganze Zeit MNS tragen. Immerhin kurz zur Cafeteria und auf WC durften wir gehen und es gab kostenlose Getränke. Aber nicht in den Duty Free oder aufs Außendeck, wo ich eigentlich mich aufhalten wollte. In Larvik konnte man sich dann nach Voranmeldung testen lassen (Was allerdings die Quarantäne NICHT aufhebt.)😬

Naja, mal sehen wie es jetzt weitergeht.
Norwegen hat es ja bisher recht gut verkraftet: 845000 getestete Personen, 11800 positiv getestet (davon etwa 7500 bis Ende Mai, der große Rest seit Ende Juli), 265 Tote (davon nur 10 seit Mitte Mai), aktuell nur 11 im Krankenhaus. (Bevölkerung: 5,36 Mio)
Insgesamt halten sich die Menschen besser an Abstand, Regeln, Vorgaben der Regierung als z.B. in Deutschland. Corona-Demos wie in Berlin, Stuttgart und anderen Städten gibt es hier kaum! Im August musste die Polizei etwas häufiger mal zu illegalen Partys ohne Mindestabstand ausrücken (da gingen auch die Zahlen wieder hoch)
Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sind auch in Norwegen angestiegen im Lockdown. Hoffentlich kommt bald ein (unter europäischen Richtlinien getesteter) Impfstoff, damit es wieder einen normalen Alltag geben kann.

Nach soviel trockenem Lesestoff nun noch ein paar schöne Bilder aus D und DK (Dänemark) von meinen Ferien daheim.

Am Strand bei Hirtshals – etwas windig…
Leuchtturm von Hirtshals
Blick vom Leuchtturm
Blick vom Leuchtturm
Blick vom Leuchtturm
Blick vom Leuchtturm mit deutscher Bunkeranlage
Game of Thrones MNS – passend gegen den Virus 🤣
Weitere GoT MNS – passend zu Norwegen im September 😂😂


Russ, oder das Geheimnis der Teens in roten und blauen Hosen

Letzte Woche Dienstag – ich bin nichtsahnend auf dem Weg in die Stadt und sehe plötzlich Horden von Teenies entweder in Knallroten oder in Dunkelblauen Latz-Hosen – die mit Riesengroßen, silbernen Buchstaben beschriftet sind – herumlaufen. Auf einigen lassen sich Ortsnamen erahnen – aus dem ganzen Land wie es scheint?!?!?

Meistens ziemlich „Obercool“ und mehr oder minder Alkoholisiert, Kurze Hemden, die Träger der Hosen meist nach unten hängend, dicke Winterjacken drüber und IMMER in Gruppen.
Ok – denke ich mir – muss irgendein besonderer Brauch sein. Am Mittwoch dann das gleiche überall in der Stadt, in der Straßenbahn und Metro wieder die Horden der jungen Leute, natürlich auch alle am „Party machen“ es geht ziemlich lustig zu in den Gruppen.

Abends sind mir dann mehrere Diskobusse begegnet – also nicht wie in Deutschland Busse, die die Diskobesucher sicher nach Hause bringen – sondern buntbemalte Busse, Fenster meistens zugeklebt, aus dem Inneren dringen Grelle Lichtblitze von Diskokugeln und -leuchten in allen Farben und noch in ein paar hundert Metern Entfernung ist die Diskomusik so laut, dass die Teenies drinnen (natürlich alle in roten und blauen Hosen) ALLE einen Hörschaden davontragen müssten. 😉

Dadurch wurde ich dann neugierig was das denn sein soll – meine Vermutung ging in Richtung Schulabschluss-Party-Woche. Und damit lag ich auch ganz richtig: ES IST „RUSS“ Der Einfachheit halber erlaube ich mir aus Wikipedia zu zitieren:

Russ und Russefeiring (Russ und Russfeier) sind ein norwegisches Kulturphänomen, das seinen Ursprung in dänischen Traditionen hat. Sobald Schüler die „videregående skole“ (weiterführende Schule, entspricht der deutschen Oberstufe) beendet haben, nennen sich diese „Russ“ und zeigen dies durch Feiern und spezielle Brauchtümer wie Russmützen, -ausweise und -bilder. Die Feiern erreichen ihren Höhepunkt am 17. Mai, dem NationalfeiertagNorwegens, wo an vielen Orten im Anschluss an den klassischen Kinderumzug ein Russzug stattfindet. Dieser Umzug markiert das Ende der „russetiden“. Weitere Traditionen sind unter anderem die Russrevue und die Russzeitung, die meist am 17. Mai verkauft wird. In Norwegen wird traditionell zwischen den sogenannten rødruss (Rotrussen), den Absolventen der Gymnasien, und den blåruss (Blaurussen), den Absolventen der Handelsgymnasien, unterschieden. Die Aktivitäten zur Russfeier werden nicht von den Schulen, sondern von den Schülern selbst organisiert.

Russautos

Die Tradition der eigenen „Russautos“ entstand in den 1960er Jahren. Die Russen kauften oder übernahmen alte Autos, welche rot oder blau angemalt und mit Nonsenstexten sowie Werbung versehen wurden. Mit aufkommendem Druck und besseren wirtschaftlichen Verhältnissen hat sich diese Sitte heute zum teuren Russbus entwickelt, welche jahrelang geplant werden. Die Russbusse können eine spezielle Einrichtung sowie große Sound- und Lichtanlagen auf dem Dach haben, in Einzelfällen werden dort mehrere Hunderttausend Kronen investiert. Dies gilt besonders in Oslo und Akershus.

Die Russautos wurden ursprünglich im Paradezug am 17. Mai benutzt, waren aber für viele auch ein praktisches und notwendiges Verkehrsmittel, oft aber auch nur ein gemeinschaftsbindendes Hobby in der Russzeit. Die Autos werden meist mit Reklame finanziert.

Und wieder einen neuen Brauch kennengelernt 😉                  (Ausführlicheres findet ihr unter Wikipedia „Russfeier“)

 

"Russedans"

„Russedans“

Ein "Russ" mit roter Hose, also ein Gymnasiast

Ein „Russ“ mit roter Hose, also ein Gymnasiast

ein "Russauto" = bunt bemalter teurer Disko Bus

ein „Russauto“ = bunt bemalter teurer Disko Bus