Russ, oder das Geheimnis der Teens in roten und blauen Hosen

Letzte Woche Dienstag – ich bin nichtsahnend auf dem Weg in die Stadt und sehe plötzlich Horden von Teenies entweder in Knallroten oder in Dunkelblauen Latz-Hosen – die mit Riesengroßen, silbernen Buchstaben beschriftet sind – herumlaufen. Auf einigen lassen sich Ortsnamen erahnen – aus dem ganzen Land wie es scheint?!?!?

Meistens ziemlich „Obercool“ und mehr oder minder Alkoholisiert, Kurze Hemden, die Träger der Hosen meist nach unten hängend, dicke Winterjacken drüber und IMMER in Gruppen.
Ok – denke ich mir – muss irgendein besonderer Brauch sein. Am Mittwoch dann das gleiche überall in der Stadt, in der Straßenbahn und Metro wieder die Horden der jungen Leute, natürlich auch alle am „Party machen“ es geht ziemlich lustig zu in den Gruppen.

Abends sind mir dann mehrere Diskobusse begegnet – also nicht wie in Deutschland Busse, die die Diskobesucher sicher nach Hause bringen – sondern buntbemalte Busse, Fenster meistens zugeklebt, aus dem Inneren dringen Grelle Lichtblitze von Diskokugeln und -leuchten in allen Farben und noch in ein paar hundert Metern Entfernung ist die Diskomusik so laut, dass die Teenies drinnen (natürlich alle in roten und blauen Hosen) ALLE einen Hörschaden davontragen müssten. 😉

Dadurch wurde ich dann neugierig was das denn sein soll – meine Vermutung ging in Richtung Schulabschluss-Party-Woche. Und damit lag ich auch ganz richtig: ES IST „RUSS“ Der Einfachheit halber erlaube ich mir aus Wikipedia zu zitieren:

Russ und Russefeiring (Russ und Russfeier) sind ein norwegisches Kulturphänomen, das seinen Ursprung in dänischen Traditionen hat. Sobald Schüler die „videregående skole“ (weiterführende Schule, entspricht der deutschen Oberstufe) beendet haben, nennen sich diese „Russ“ und zeigen dies durch Feiern und spezielle Brauchtümer wie Russmützen, -ausweise und -bilder. Die Feiern erreichen ihren Höhepunkt am 17. Mai, dem NationalfeiertagNorwegens, wo an vielen Orten im Anschluss an den klassischen Kinderumzug ein Russzug stattfindet. Dieser Umzug markiert das Ende der „russetiden“. Weitere Traditionen sind unter anderem die Russrevue und die Russzeitung, die meist am 17. Mai verkauft wird. In Norwegen wird traditionell zwischen den sogenannten rødruss (Rotrussen), den Absolventen der Gymnasien, und den blåruss (Blaurussen), den Absolventen der Handelsgymnasien, unterschieden. Die Aktivitäten zur Russfeier werden nicht von den Schulen, sondern von den Schülern selbst organisiert.

Russautos

Die Tradition der eigenen „Russautos“ entstand in den 1960er Jahren. Die Russen kauften oder übernahmen alte Autos, welche rot oder blau angemalt und mit Nonsenstexten sowie Werbung versehen wurden. Mit aufkommendem Druck und besseren wirtschaftlichen Verhältnissen hat sich diese Sitte heute zum teuren Russbus entwickelt, welche jahrelang geplant werden. Die Russbusse können eine spezielle Einrichtung sowie große Sound- und Lichtanlagen auf dem Dach haben, in Einzelfällen werden dort mehrere Hunderttausend Kronen investiert. Dies gilt besonders in Oslo und Akershus.

Die Russautos wurden ursprünglich im Paradezug am 17. Mai benutzt, waren aber für viele auch ein praktisches und notwendiges Verkehrsmittel, oft aber auch nur ein gemeinschaftsbindendes Hobby in der Russzeit. Die Autos werden meist mit Reklame finanziert.

Und wieder einen neuen Brauch kennengelernt 😉                  (Ausführlicheres findet ihr unter Wikipedia „Russfeier“)

 

"Russedans"

„Russedans“

Ein "Russ" mit roter Hose, also ein Gymnasiast

Ein „Russ“ mit roter Hose, also ein Gymnasiast

ein "Russauto" = bunt bemalter teurer Disko Bus

ein „Russauto“ = bunt bemalter teurer Disko Bus

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