3 Tage frei an Ostern – hm, zu kurz um nach Deutschland zu fliegen… also: Umgebung kennenlernen 🙂
Netterweise starten an Ostern so einige Angebote in und um Oslo – zum Beispiel fahren wieder einige Fährlinien die von Ausflüglern genutzt werden und nur im Sommerhalbjahr unterwegs sind. So auch die Verbindung nach Drøbak am Oslofjord.
Drøbak liegt an der Engstelle des Oslofjords etwa 30 km südlich von Oslo. Der Oslofjord zieht sich vom Skagerrak im Süden ca. 120 km nach Norden bis Oslo. Dort schwenkt er noch mal um die Halbinsel Nessoden, die von Süden hereinragt nach Südosten. Das Skagerrak ist der Teil der Nordsee zwischen Jütland (Dänemark) und der Norwegischen Südküste. Das Kattegat ist ein Teil der Ostsee und liegt östlich zwischen Jütland und Schweden.
Bei Drøbak liegt auf einer kleinen Insel die Festung Oscarsborg strategisch günstig mitten im Fjord. Im 2.Weltkrieg wollte an dieser Festung die deutsche Flotte vorbei nach Oslo und die Stadt im Überraschungsmoment einnehmen, um König Håkon VII. gefangen zu nehmen und den norwegischen Goldschatz einzukassieren. Im dichten Nebel hätte es auch fast geklappt, allerdings hatten sie nicht mit der Gegenwehr der Festung gerechnet. Kommandant Birger Eriksen gab den Feuerbefehl auf die deutschen Schiffe, als der deutsche Kreuzer Blücher nur noch 1000 m entfernt war. Mehrere schwere Treffer mit den 28cm Kanonen (um 1900 aus deutscher Produktion stammend) und einige Torpedotreffer taten ihr übriges und sinkend trieb die Blücher noch einige Hundert Meter um dann vor Askholmene zu sinken. Dort liegt sie noch immer in 90 m Tiefe. Die anderen deutschen Schiffe traten den Rückzug bis Moss (30km südl.) an und konnten erst nachdem die Luftwaffe die Festung 8 Std. bombardiert hatte am nächsten Tag vorbei und Oslo einnehmen. Dies gab König Håkon VII., Teilen der Regierung und des Parlaments genug Zeit aus der Stadt nach Norden zu fliehen und den Staatsschatz mitzunehmen. Später wurde die Königsfamilie nach London evakuiert und konnte dort eine Exilregierung aufbauen und den norwegischen Widerstand organisieren.

… auf den deutschen Kreuzer „Blücher“, dem Flaggschiff der Operation Weserübung. (Eroberung Norwegens)…

… und trafen mit diesen 28cm Kanonen mehrfach das Schiff. Das brennende Wrack wurde noch von einigen Torpedos der, auf der nördlichen der Festungsinseln gelegenen Torpedobatterie und trieb noch einige 100 m nach Norden bevor es vor der nächsten Schäre kenterte und sank.
Ich bin also am Samstag vor Ostern um 10 bei schönstem Sonnenschein mit dem Båt (Personen-, Fähre) losgefahren. Die Route geht mit einigen Halten in 1 1/2 Std. nach Drøbak. In Drøbak angekommen habe ich mir erst mal die Stadt ein bisschen angeschaut, u.a. das Aquarium der Stadt und das (eins der inzw. vielen – ich habe gerade bei Wikipedia nachgesehen: Es gibt 32 Weihnachtspostämter) Weihnachtspostamt, wo man das ganze Jahr über Weihnachtsartikel kaufen kann (ich konnte mich noch zurückhalten). Dort kommt das ganze Jahr über Weihnachtspost an und sie versuchen alle Briefe zu beantworten. Am Torget (in Deutschland wäre das der Marktplatz) fand gerade ein Flohmarkt statt (auch hier konnte ich mich noch zurückhalten 🙂 ) mit vielen schönen Gegenständen die man auch in Magazinen für Nordisches Design findet. Nebenan konnte ich mich dann aber nicht mehr zurückhalten und habe einen kleinen Leuchtturm (mit Teelichten zu beleuchten) und eine kleine Fischplatte für zusammen 12 € gekauft. 🙂 (Man darf nicht in Oslo einkaufen gehen, man muss in die Umgebung um vernünftige Preise zu finden…. )

Drøbak Aquarium: Heilbutt (fals nicht Richtig bitte ich um Verbesserung, bin nicht mehr ganz sicher welcher was ist.)
An der Kirche und dem Denkmal für Kommandant Eriksen vorbei bin ich dann zur Anlegestelle für die Oscarsborg-Fähre gelaufen – und war zu spät. Sie hatte gerade wieder abgelegt. Aber der Kapitän hat mich noch kommen sehen und eine Runde gedreht um wieder heranzufahren, damit ich noch mitkonnte. Das habe ich so auch noch nicht erlebt. 😉
Auf Søndre Kaholmen angekommen wartete ein freundlicher älterer Norweger, der Interessierte herumführt. Eine Gruppe junger Tschechen und Holländer und mir hat er dann eine kleine Führung durch das Festungsmuseum ermöglicht. (Kostenlos!) Auch wenn ich die Geschichte schon grob kannte war es sehr interessant, da er viel erzählte was nicht auf den offiziellen Seiten steht. Z.b. das auf Oscarsborg bei dem Luftangriff kein Soldat ums Leben kam > tiefe Gänge unter der Festung. Oder das Kommandant Eriksen nach der Kapitulation der Norweger erstmal heim nach Drøbak gefahren ist und drei Tage geschlafen hat…..
Und hier noch die Bilder von der Fahrt im Fjord:

Hätte ich mich für eine Bohrinsel entschieden als Arbeitsplatz, hätte ich hiermit die Evakuierung üben müssen…
Um kurz vor drei ging dann die Fähre zurück nach Oslo und ein sehr schöner Ausflug zu Ende.