Winter – Ade?

Ach ja, wir hatten einen schönen Winter: Polarlicht, viel Schnee, auch vereiste Straßen, aber nun ist Ostern vorbei und ich hätte gerne Frühling. Heute dann noch ein letztes (?) aufbäumen des Winters…

Erstmal als Nachreiche meine Osterkarte:

Hier noch einige Impressionen vom Winter:

Mit Besuchern (Daniel und mein Bruder Martin) habe ich einige Ausflüge unternommen und dabei die Stabkirchen von Borgund und Reinli im Winterkleid besucht.

Mit Martin war ich im Nore Fjell (Nore Gebirge) 1,5 std. West-Nordwest von Oslo und habe eine Schneeschuhwanderung gemacht. Das war mal nach 11 Jahren Norwegen etwas neues.

Mit Daniel ging es Mitte Februar ins winterliche Gebirge nordwestlich von Oslo auf bis zu 1200 m war noch viel Schnee und ordentliche Minustemperaturen (wobei wir in Oslo im Januar bis zu – 33° C hatten)

Und bevor jetzt hoffentlich der Winter vorbei ist (Heute am 4.4. nochmal 5cm Schnee in Oslo) hier noch die letzten Winterimpressionen:

Polarlicht über Oslo

Nach mehreren Versuchen, und viel bewölktem Himmel hat es endlich geklappt: Aurora Borealis über Oslo.

Der wissenschaftliche Name für Polarlicht oder in der nördlichen Hemisphäre: Nordlicht klingt wunderschön, genauso wie das Polarlicht selber ausschaut.

Grünes und rötliches Polarlicht

Wie Polarlicht entsteht, habe ich schon mal in einem Artikel beschrieben, glaube ich, auf jeden Fall findet ihr es aber auf Wikipedia ganz gut beschrieben. Kurz: geladene Teilchen, die von der Sonne abgestoßen werden treffen auf die Erdatmosphäre und fangen an zu leuchten.

Seitdem ich in Norwegen bin, habe ich mir diverse Polarlicht Warn-Apps heruntergeladen, hatte aber häufig wenn sie starkes Polarlicht gemeldet haben entweder gearbeitet, oder es war dicht bewölkter Himmel. Um Polarlichter zu sehen, braucht es einen klaren Himmel ohne störende Lichtquellen und freien Blick nach Norden.

In Oslo gibt es dazu einige Möglichkeiten, meine nächste ist das Sognsvann (der See Sogn, ein bekanntes Naherholungsgebiet für die Osloer) ungefähr 3 km von meiner Wohnung entfernt. Vorhin war ich auf dem Nachhauseweg vom Christkindlesmarkt in der evangelischen Gemeinde, und habe in weiser Voraussicht auf eine App geschaut, da der Vollmond am klaren Himmel stand. Diese hat mich sogleich auf eine 70% Wahrscheinlichkeit hingewiesen, am Horizont Polarlicht zu sehen.

Hier ein Video

Also bin ich statt nach Hause dorthin gefahren, und habe erst mal nur ahnen können, dass da etwas zu sehen ist am Himmel. Polarlichter sind mit dem bloßen Auge häufig nur schwer zu sehen, nimmt man aber eine Kamera (es reicht schon die Handy Kamera) als Hilfsmittel Sieht man deutlich mehr.

Hier ist es noch sehr schwach. Ohne Kamera sieht man nur einen Schleier

Erst ist es schwach, aber dann immer stärker werdend, wanderte das erst grüne und dann auch noch rötliche Polarlicht über den Himmel. Aber nun schaut und genießt!

Grünlicher Himmel
Lieblingsbeschäftigung von Norwegern – bei jedem Wetter rausgehen und auch gerne grillen…
Der Vollmond war eigentlich suboptimal stand aber schon sehr im Süden
Die ersten deutlicheren Spitzen
Und noch ein Video
Senkrecht über mir / Overhead
Und wieder schwächer werdend…

Diesmal hat es sich richtig gelohnt, sich eine Stunde, den Ar*** abzufrieren bei -4°!

Winter See

Ausflug ins Winterwonderland 2021

Nach einem ziemlich verregneten und trüben Herbst und Winter 2020/21 (21 Tage ohne Sonne am Stück im Dezember in Oslo) endete 2020 und begann 2021 deutlich besser: am Sonntag, 3.1. z.b. strahlender Sonnenschein!

Christine (gute Freundin hier in Oslo) hatte die glorreiche Idee Richtung Stabkirche in Heddal (circa 120km südwestlich von Oslo) zu fahren. Diese liegt in der Landschaft Telemark – die sich vom Skagerrak bis an fast an die Fjord im Westen erstreckt, inkl. einem Mittelgebirge mit bis zu 1883 m hohen Bergen (Gaustatoppen 1883 moh (= Meter over havet = Meter über dem Meer). Vom Gaustatoppen (= „Gausta Spitze“) aus kann man 1/6 von Norwegen überblicken.

Seit Ende Dezember liegt zwar auch in Oslo Schnee, aber auf dem Weg zur Stabkirche wurde es dann doch deutlich mehr Schnee – nur um plötzlich im Tal bei Nottoden kurz vor der Stabkirche nahezu schneefrei zu sein. Nix mit tollen Bildern einer tiefverschneiten Stabkirche…

Die Heddal Stabkirche wurde um 1240 erbaut. Die Stabkirchen sind hölzerne Kirchen, deren Tragwerk aus senkrechten Masten/Stäben besteht. Innen und an den Eingängen häufig mit Bildern und Schnitzereien verziert, die heidnische Elemente enthalten, sind sie Zeugnisse des Übergangs vom heidnischen Glauben in die Christliche Religion.
Von den Ehemals über 750 Stabkirchen sind heute nur noch 33 Stabkirchen erhalten und nur 28 gelten als authentisch zur Entstehungszeit. Die restlichen sind häufig durch Feuer zerstört worden. Häufige heidnische Symbole an Stabkirchen sind Drachenköpfe/körper, „Odin“Darstellungen und Runenzeichnungen.

Auf dem Rückweg hatten wir dann doch noch unsere Chance auf tolle Schneebilder. Erst am Elgsjö (Elch See) und dann noch höher beim Steingrunns- und Bu-vannet (Vann bedeutet ebenfalls See)

Süd-Norwegen 2020 – Tag 2: Haukeli Fjell und Fjordland

Und weiter gehts nach Westen. Nach einer angenehmen Nacht in Abgeschiedenheit (nicht völlige Ruhe, denn die Glocken der Schafe und Kühe bimmeln immer… 😀 … ging es heute von Rauland über das Haukeli Fjell (Fjell = Gebirge) ins Fjordland und bis Stavanger.

Meine neue Arbeitsstelle – ein Erfahrungsbericht

re. unten ist die Mitarbeiterkantine

re. unten ist die Mitarbeiterkantine

Ich arbeite seit dem 3. Januar 2013 in Norwegens Hauptstadt Oslo als Krankenpfleger. Hier will ich nun ein bisschen über mein neues Arbeitsleben berichten.

Unterhalb des Turmes ist der Haupteingang.

Unterhalb des Turmes ist der Haupteingang.

Mein Arbeitgeber ist der „Oslo universitetssykehus HF (Helseforetaket)“ (sykehus=Krankenhaus; helse = Gesundheit, foretak = Unternehmen/Firma). Ich arbeite in der Klinikk for kirurgi og nevrofag, Ortopedisk avdeling, Seksjon for sengeposter Ortopedi, Ortopedisk voksenpost i Rikshospitalet. So, und nun nochmal langsam auf Deutsch: Klinik für Chirurgie und Neurofach, Orthopädische Abteilung, Sektion für Bettenstationen Orthopädie, Orthopädische Erwachsenenstation im Reichshospital. (das war wortwörtlich und hier die Kurzfassung: Orthopädische Bettenstation in der Chirurgie)

In Norwegen ist das Gesundheitswesen (helsevesen) staatlich organisiert und jeder ist in der staatlichen Krankenkasse, „Trygdeetaten“, (eine einzige = traumhaft) versichert. Eingeteilt ist das helsevesen in mehrere Bereiche und ich gehöre zum Bereich „Sør-Øst“ (Süd-Ost).

Wer in Norwegen krank wird, bekommt garantiert Behandlung. Allerdings funktioniert das System etwas anders als in Deutschland. Jeder Patient kann zu einem „Fastlege“ (sinngemäß „festgelegter Arzt“ und entspricht in etwa unserem Hausarzt) gehen und wird dort behandelt. Man zahlt einen Eigenanteil von ca. 200 – 250 € im Jahr und alles was darüber hinausgeht zahlt die Versicherung. Den „Fastlege“ kann bei Nichtgefallen 2x im Jahr wechseln. Der Fastlege ist der erste Ansprechpartner im Krankheitsfall und kann einen Patienten zum Facharzt überweisen. (Sonst muss man die Facharztbehandlung selbst zahlen.)

Die Krankenhäuser sind zum größten Teil staatlich und die Krankenhausbehandlungen sind kostenlos. Allerdings gibt es ein Wartelistensystem: Notfälle werden sofort behandelt, aber alle anderen Erkrankungen werden in eine Dringlichkeit eingestuft. Das kann bedeuten das man mit einer leichten, nicht gefährlichen Erkrankung auch schon mal ein halbes Jahr warten muss. Dafür kann man sich aber das Krankenhaus selbst aussuchen, bzw. den Spezialisten.

Es gibt auch ein Krankengeld was teilweise vom Arbeitgeber und nach 14 Tagen von der Versicherung gezahlt wird. Staatliche/Öffentliche Arbeitgeber zahlen sogar die Differenz zum normalen Gehalt weiter, so dass man keinen finanziellen Verlust hat.

Zahnarztbesuche muss man selbst zahlen was nicht gerade billig ist. Ebenso sind Brillen selbst zu zahlen.

Auf meiner Station gibt es 18 Betten für Patienten, davon sind 4 sogenannte „Intermediær“-Betten in einem Raum, dh. ausgestattet mit Überwachungsmonitor für Vitalwerte (Blutdruck, Puls, Sauerstoffgehalt im Blut, Temperatur). Zu uns kommen die „schwereren“ Fälle aus ganz Norwegen im Bereich, dh. Das Rikshospital ist auf komplizierte Op’s spezialisiert und wenn ein kleines Krankenhaus nicht weiter behandeln kann, kommen die Patienten nach Oslo (mit Auto, Taxi, Krankenwagen, Hubschrauber und Ambulanzflugzeug – Norwegen ist ca. 2500km lang):

  • Generell (=Allgemein Orthopädisch): infizierte Hüft- und Knieprothesen (also in einem anderen Krankenhaus eingesetzt und als Komplikation hat sich dann die Wunde und dadurch die Prothese mit einem Keim infiziert >> Folge: die

    Aktueller Blick aus dem Stationszimmer

    Aktueller Blick aus dem Stationszimmer

    Prothese muss in einer neuen OP durch eine andere ausgetauscht werden und die Patienten bekommen spezielle Antibiotika) und sonstige komplizierte Bein-Op’s.

  • Rygg (=Rückenchirurgie): Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen bzw. -deformitäten aller Arten, (Skoliosen, Kyffosen, Wirbelbrüche, Wirbelsäulenversteifungen, Halo-Streck-Fixateur, …)
  • Hand: Verletzungen aller Arten an den Händen (abgeschnittene Finger, Feuerwerksverletzungen, komplizierte Handknochenbrüche, Karpaltunnelsyndrom, …)

Die Station ist in die Blå(Blau)- und Rød(Rot)-Gruppe aufgeteilt. Rot hat die GenerellPasjenter, (was das wohl heißt 😉 ) Blau die Hand-Pat. und die Rygg-Pat. werden aufgeteilt.

Der Dienst beginnt mit einer kurzen Übergabe der Gruppenleiter an die nächste Schicht, dann werden die Patienten in der Gruppe aufgeteilt und man liest sich noch selbstständig im PC durch die Berichte. Dabei und in der restlichen Schicht 🙂 wird Kaffee getrunken. Anschließend geht man durch die Zimmer und sagt kurz „Hallo“ und erkundigt sich wie es den Patienten geht. Frokost (=Frühstück) gibt’s um 8:15 h, Lunsj (=kleiner Mittagsimbiss) um ca. 12:15 h, Middag (=warme Mahlzeit) um 16:30/17:00 h und Kveldsmat (=kleines Abendessen) ca. 20:00 h. Zu verschiedenen Zeiten werden Medikamente und Infusionen (Antibiotika,…) verteilt (je nachdem ob sie der Patient 1, 2, 3 oder 4 x am Tag bekommt) und nach Bedarf auch Smertestiller und Sovemedikamenter (= Schmerzmittel und Schlafmittel).

Bettenmachen und Patienten beim Waschen helfen und Verbandswechsel findet am Vormittag statt und natürlich nach Bedarf. Gegen 8:45/9:00 h ist Visite mit den Ärzten. Dabei sind aber nur die Gruppenleiter und diese geben dann die Neuigkeiten (Änderungen bei Medikamenten, Blutproben, neue Untersuchungen, …) an die restliche Gruppe weiter.

Entlassungspatienten werden im Lauf des Vormittags fertig und gehen meistens gegen Mittag oder Nachmittag. Wer kann fährt/fliegt selbstständig heim oder lässt sich abholen. Für die aus dem weiteren Umkreis von Oslo (200-300km)

mit dem werden die Pat. heimgefahren, wenn sie fit genug sind.

mit dem werden die Pat. heimgefahren, wenn sie fit genug sind.

kommenden Patienten gibt es den „Helse-Ekspressen“(=Gesundheits-Express), ein Bus, der die Patienten an den großen Osloer Kliniken (ca. 5 an der Zahl) einsammelt und nach Hause bzw. fast nach Hause fährt. Und wer nicht selbstständig heimfahren kann wird mit Krankenwagen oder Flugzeug nach Hause oder Heimatnah verlegt.
Patienten die zu geplanten Op’s kommen können am Tag vorher anreisen (zu Untersuchungen, ect.) und im Patientenhotel übernachten, welches direkt nebenan liegt.

Geplante Op’s finden vormittags bis mittags statt. Die Patienten bleiben nach der Operation ein paar Stunden im Aufwachraum (=“Postoperativ“) und werden vom Spätdienst abgeholt (oder gehen auf Intensivstation für einige Tage) wenn sie fit genug sind.

Später in der Schicht fängt man an mit Berichte schreiben, kümmert sich weiter um seine 2-5 Patienten 😉 und erledigt anfallende Aufgaben.

Die Pausen macht man wenn man Zeit hat, meist 2 x pro Schicht.

Was für mich neu war:

  • Man stempelt hier nicht! Man kommt pünktlich oder überpünktlich, aber man geht wenn man mit der Übergabe fertig ist (meist etwas eher als die offizielle Zeit)
  • Natürlich das ganze Fachgebiet (ich war ja bisher in der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung =Øre-Nese-Hals-Avdeling)
  • das man viel Zeit hat, mit Patienten zu reden und ihnen was gutes zu tun.
  • Desinfektion: Es gibt natürlich die Händedesinfektion und auch Flächen oder Gegenstände werden desinfiziert, aber z.B. Wunden und Nähte werden meist nur mit Natriumchlorid (medizin. Salzwasserlösung) gereinigt und steril verbunden und die Patienten haben trotzdem seltener infizierte Wunden. Es werden auch mehr Einmal-Artikel verwendet.
  • Die Pflegekräfte dürfen hier mehr machen und entscheiden (Periphere Venenkanülen legen, Schmerzmittel geben, …)
  • Die Hierarchie (Pflegekräfte, Ärzte, Ober-, Chefärzte,..) ist nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Man sieht sich mehr als Team und arbeitet gut zusammen.
  • Der größte Vorteil des Norwegischen Arbeitslebens bzw. Gesundheitswesens: Man stresst sich in Norwegen nicht so rein (etwas salopp ausgedrückt) 🙂 . Es ist schon meistens was zu tun, aber man kommt aus der Schicht und ist in der Lage sofort etwas zu unternehmen; man braucht nicht ein bis zwei Stunden um wieder in geordneten Bahnen zu denken. So war es leider sehr häufig (mit zunehmender Tendenz) in Deutschland.

Seit dieser Woche kümmere ich mich auch schon alleine um Patienten und es klappt ganz gut. Ich habe zwar immer noch einige Verständnisprobleme, aber es wird jeden Tag besser. Sprechen kann ich schon ganz gut auf Norwegisch, aber wenn Patienten, KollegInnen oder Angehörige schnell und im Dialekt reden, dann muss ich meist nochmal nachfragen.

Das reicht nun für’s Erste. Anbei noch ein paar Fotos am und um meinen Arbeitsplatz (auf dem Luftbild ist mein Trakt zu sehen, und zwar im rechten Teil, der 2. Trakt von rechts hinten = der erste mit hellerem Dach – und dort in der 2.Etage; Genau gesagt links von dem Baum, die beiden Fenster zwei Stockwerke unterm Dach, die gerade noch sichtbar sind – das ist unser Stationszimmer; im Vordergrund ist der Ring 3 – an dem ich 3 km linkerhand entfernt wohne – zu sehen mit einer – nicht mehr vorhandenen Mautstation):

1: Stationszimmer2: Glasgang3: Ring 3 (alte Maut)4: Hubschrauberlandeplatz5: Vorplatz mit Haupteingang

1: Stationszimmer
2: Glasgang
3: Ring 3 (alte Maut)
4: Hubschrauberlandeplatz
5: Vorplatz mit Haupteingang

Schneefall Anfang Februar

Schneefall Anfang Februar

von einer der "Brücken" aus gesehen

von einer der „Brücken“ aus gesehen

der Glasgang zieht sich 280m durch das Gebäude und auf der li. Seite sind die Funktionsbereiche (OP, Polikliniken, Bettenzentrale, ...) und re. die Bettenstationen.

der Glasgang zieht sich 280m durch das Gebäude und auf der li. Seite sind die Funktionsbereiche (OP, Polikliniken, Bettenzentrale, …) und re. die Bettenstationen.

Schøn verschneiter Wald

Schøn verschneiter Wald